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DAS KUNSTWERK DER WOCHE

Ein Streifzug in Bildern und Worten durch die Ausstellung „Kultur in Bewegung: Meran 1965–1990“

Hermann Nitsch, Schüttmantel, 1986

 

 

Die Ausstellung “Kultur in Bewegung: Meran 1965-1990” erzählt neben den Protagonist*innen der lokalen Szene auch von Ausstellungen und Begegnungen mit Künstler*innen von auswärts. Diese Begegnungen führten oft zu regen Diskussionen und wurden mitunter auch sehr kontrovers aufgenommen.
In der Publikation zeichnet Leo Andergassen die Ausstellungen des Kleinen Kunstpalast nach. Darunter auch jene zu der Hermann Nitsch, ein Hauptvetreter des Wiener Aktionismus, 1986 eingeladen worden war:

"Im Frühjahr 1986 stellte Hermann Nitsch aus: „Raum mit Relikten – Asolo 1973 (...). An der Hallergasse hatte Nitsch zu Frühlingsbeginn großflächige Leinengewänder aufgehängt und bearbeitete sie mit dem ihm üblichen Mysterienelixier „Blut“, welches von der Metzgerei Siebenförcher bezogen wurde. Mit Unverständnis reagierte die Lokalpresse auf die Nitsch-Aktion in Meran (...).
Für Meran bedeutete die Ausstellung Nitsch die erste in Südtirol und den Auftritt eines „Enfant terrible“. Anzeigen wegen Obszönität, Verunglimpfung des Priesterstandes und Blasphemie folgten. Zuvor hatte der Aktionskünstler in Eindhoven in den Niederlanden 1983 seine bislanggrößte Retrospektive gehalten. Die in Meran gezeigten Arbeiten waren schon auf der Kasseler documenta 1972 zu sehen gewesen. Es sollte auch nicht die letzte sein, zumal die „Aktionsrelikte“ im Tätigkeitsbericht als „eine sehr erfolgreiche und umstrittene Ausstellung“ kommemoriert wurde."

Leo Andergassen, Der kleine Kunstpalast, in Markus Neuwirth, Ursula Schnitzer, "Kultur in Bewegung. Meran 1965-1990", Kunst Meran Merano Arte 2020.

 

Hermann Nitsch, „Schüttmantel“, 1986 in Verwendung bei Aktion in Meran im März 1986 Courtesy: Kleiner Kunstpalast Foto: Andreas Marini
Hermann Nitsch, „Orgien Mysterien Theater“, 1986 in Meran Foto: Archiv Walter Haller
Hermann Nitsch, Plakat für Ausstellung in Meran / Manifesto della mostra a Merano, 1990. Courtesy: Franz Pichler