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"Zwischen Berg und Ebene: Zur Entstehung von Vilém Flussers Begriffspaar Dialog/Diskurs"

24.11.2018, 10:30

Referat: Prof. Rainer Guldin

Einführung Prof. Markus Neuwirth

In deutscher Sprache

 

 

Kunst Meran setzt sich zur Aufgabe, die Kulturgeschichte der Passerstadt ab 1945 zu erforschen, zu dokumentieren und auszustellen. Federführend ist hierfür Markus Neuwirth, Prof. für Kunstgeschichte an der UNI Innsbruck.

Bereits 2012 erschien ein erster, mit Tiziano Rosani herausgegebener Band, der die Zeit 1945-1965 auf 400 Seiten mit 500 Abbildungen und Texten vieler Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dokumentiert, in einer deutschen und italienischen Ausgabe: Perspektiven der Zukunft. Meran 1945-1965  Prospettive del futuro. Merano 1945-1965, Tappeiner Verlag.

Nun wird die Zeit 1965-1990 in den Focus genommen. Seit zwei Jahren koordiniert Ursula Schnitzer die Autoren und Autorinnen für die Recherche über die Kulturgeschichte der Jahre 1965-1990, um die besonderen Begegnungen in Meran zu dokumentieren. Hierfür ist bis Herbst 2019 ein zweiter Band von Kunst Meran in Vorbereitung.

 

Mit Prof. Rainer Guldin, der zu Vilém Flusser referiert, beginnt eine Vortragsreihe, mit wichtigen Themen mit Bezug auf Meran von 1965 bis 1990.

Vilém Flusser, 1920 in Prag geboren, einer der bedeutendsten Medientheoretiker des 20. Jahrhunderts, konnte mit seiner Frau Edith gerade noch rechtzeitig vor dem Nazi Terror nach Brasilien flüchten. Nach einer erfolgreichen, jahrzehntelangen Karriere in der Privatwirtschaft und als Journalist entschließt sich das Paar nach politischen und kulturellen Veränderungen in Brasilien wieder nach Europa zu gehen. Zuerst wohnen sie über Kontakte in Trient in Meran vom Oktober 1972 bis zum Mai 1975. Unter dem jungen Kultur-Redakteur, Gerhard Becker-Gelf, nahm die Tageszeitung Dolomiten eine innovative, liberale Haltung ein. Auf Matthias Schönweger wurde ebendort Vilém Flusser 1972 wegen dessen „frechen Zeichnungen“ aufmerksam und er bot diesem an, seine Dolomiten-Essays künstlerisch zu begleiten, was dann auch geschah. In Nordtirol publiziert Flusser den Aufsatz „Mein Tal in Südtirol“ in der Kulturzeitschrift  Das Fenster im Anschluss an den Beitrag über die Architektur im Katmandutal von Carl Pruscha.

Über die Künstlerin Gina Klaber Thusek, die im Publipress des obgenannten Redakteurs ihre Kerzengärten ausgestellt hatte, schrieb Flusser eine Rezension in den Dolomiten. Thusek, die bis zu ihrem Tod 1983 in Meran gelebt hatte, pflegte auch nach dessen Umzug nach Südfrankreich Kontakt mit dem Philosophen.

Es stellt sich die Frage, wie Flusser in Meran/Südtirol gearbeitet hat, welche Auswirkungen sein Aufenthalt zeitigte, wie sich sein Denken, seine internationalen Netzwerke in dieser Zeit entwickelten.

Rainer Guldin ist Professor für deutsche Sprache und Kultur an der Kommunikationswissenschaftlichen Fakultät der Università della Svizzera Italiana in Lugano, (CH). 1954 in Zug geboren, wächst er im italienischen Teil der Schweiz auf. Er studierte englische und deutsche Literatur an der UNI Zürich (1974-80), anschließend an der Aston University in Birmingham (Great Britain) (1976-77). Seine Diplomarbeit schrieb er über Werk und Leben des amerikanischen Schriftstellers H.P. Lovecraft (1980). Er lehrte an vielen Universitäten in den USA, England, Brasilien usw.

2017 hat Guldin, der Herausgeber der Flusser Studies, und Autor vieler Schriften über den Philosophen ist, zusammen mit Gustavo Bernardo das Buch Vilém Flusser (1920–1991). Ein Leben in der Bodenlosigkeit. Biografie publiziert

Mit Spannung erwarten wir den Band über Mehrsprachigkeit:

 Metaphors of Multilingualism. Changing Attitudes Towards Language Diversity in Literature, Linguistics and Philosophy (forthcoming: New York and London, Routledge 2020).