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DESIGN #04: SCHUSS TRIFFT KETTE

01.12.2018, 11:00 Uhr

11 Uhr

Handgewebte Textilen von Cornelia Larcher und Ursula Schnitzer

Das Weben gehört nach Holz-und Steinbearbeitung zu den ältesten Handwerken der Menschheit. Heute ist das Handweben von Textilien in Südtirol fast ausgestorben. Textilien werden seit der Industrialisierung maschinell hergestellt und das Wissen über textile Techniken geht im Alltag zunehmend verloren.

In unserem Sprachgebrauch hingegen lässt sich seine bedeutende Rolle noch erkennen: „in Schuss sein“, „die Geschichte weiter spinnen“, „Gedanken verknüpfen“, „im Fadenkreuz der Ermittler“, „der rote Faden“, „den Gesprächsfaden wieder aufnehmen“, „sich verzetteln“, sogar „shuttle“ – heute als Transportmittel  in aller Munde –  bedeutet im Englischen das Webschiffchen, das den Schussfaden von einem Ende zum anderen transportiert.

Auch die Entwicklung des ersten Computers wäre ohne die Weberei undenkbar gewesen. Die 1830 entwickelte erste Rechenmaschine Analytical Engine gilt als Meilenstein in der Geschichte der Computerwissenschaften. Für seine Analytical Engine übernahm sein Erbauer das Prinzip der Lochkarten des 1805 gebauten Jacquard-Webstuhls. Aus den beiden Befehlen „Loch = Kettfäden heben“ und „kein Loch = Kettfäden nicht heben“ entwickelte sich unser binäres System von Einsen und Nullen.

Faden, Stoff und Muster begleiten uns wie selbstverständlich in unserem Alltag. Bei Kunst Meran standen unlängst mit Frida Parmeggiani und Helen Mirra bereits zwei Mal textile Kreationen im Mittelpunkt von Ausstellungen. Seit Anni Albers ist das Weben auch als vollwertige Kunstform etabliert. Rosemarie Trockels Strickbilder sind aus der neusten Kunst nicht mehr weg zu denken und Sheila Hicks Installation „Escalade Beyond Chromatic Lands“ war auf der letzten Biennale eine der aufsehenerregendsten Arbeiten.

In kleinen Werkstätten, Ateliers und Dachkammern wird jedoch weltweit immer noch gewebt. Hartnäckig trotzen WeberInnen der Schnelllebigkeit der Gegenwart.  Was am Kreuzungspunkt von Kette und Schuss passiert, die Vielfalt der Bindungen und Farbverflechtungen ebenso wie das haptische Erlebnis verschiedener Fasern werden in Kursen und Workshops vermittelt und tradiert.

Das Handweben entsteht inzwischen nicht mehr aus der Notwendigkeit sich zu wärmen oder zu kleiden, eher erfüllt es unser Schmuckbedürfnis, soll zieren, auszeichnen und hervorheben.  Am Webstuhl sitzen ist wie Musik machen, die Noten werden zu Fäden und anstatt ein Stück zu komponieren entstehen Textilien.

In Meran ist Cornelia Larcher die letzte ausgebildete Webmeisterin. Der Handwerkerverband hat die Ausbildung zum Weber aufgrund mangelnder Nachfrage einstellen müssen. In Larchers  Werkstatt wird gewebt, gestrickt und gefärbt und die Leidenschaft für edle Fasern, naturgefärbte Garne und hochwertige handgewebte Textilen vermittelt.

 

Gemeinsam mit Ursula Schnitzer, ihrer Schülerin,  zeigt Cornelia Larcher  ab 1. Dezember handgewebte Accessoires wie Schals, Decken, Kissen, Tischwäsche und Handtücher als 4. Projekt der Designreihe im Kunsthaus-Shop.