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RESSENTIMENT / RISENTIMENTO: Werke

 

1. Stock

Künster*innen: Teodora Axente, Wolfgang Tillmans, Raul Walch, Francesca Grilli, Gernot Wieland, Riccardo Previdi

 

 

Teodora Axente

*1984 in Sibiu (RO),
lives in Cluj-Napoca (RO)

 

Die Ausstellung ist Teil einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen KUNST MERAN MERANO ARTE, demMusikensemble Conductus und dem Meraner Edizioni alphabeta Verlag. Ausgehend von der Schlüsselbedeutung dieses Wortes für unsere Zeit möchten die drei Institutionen diesem Wort nicht nur literarisch, sondern auch musikalisch und künstlerisch nachspüren.

Die kleinformatige Malerei der rumänischen Künstlerin Teodora Axente ist auf den Buchcovern der vier Erzählbände abgebildet. In der Ausstellung schafft die Arbeit sowohl formal als auch räumlich die Verbindung zwischen Literatur und Kunst. Am Treppenaufgang installiert leitet "Untitled", 2015 vom Museums- Buch Shop in die Ausstellung über.

 

Teodora Axente, Untitled, 2015. Courtesy the artist. Photo: Ivo Corrà.

Wolfgang Tillmans

* 1968 in Remscheid (DE),
lives in Berlin (DE)

 

Wolfgang Tillmans setzt dem Ressentiment als Folge isolationistischer Strategien seine unmittelbar engagierte Haltung entgegen: 2016 initiierte der in London und Berlin lebende Turnerpreisträger im Vorfeld der Brexit-Abstimmung eine Pro-EU-Kampagne: Plakate, basierend auf seinen unverkennbaren Bildern, die zur Wahl gegen den Brexit aufforderten. Es folgte eine Kampagne zur Bundestagswahl 2017, um den Einzug der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) zu verhindern, und 2019 eine Kampagne für die Europawahlen.

„Zur Frage was mit einem Werk passiert, wenn es in einen politisch-aktivistischen Kontext eingebracht wird, habe ich mir natürlich auch Gedanken gemacht. Ich hatte erst Sorge darum, bei Brexit, die Bilder von Himmeln und Horizonten, die ich im letzten Winter im Serralves Museum in Porto ausgestellt hatte, mit diesem Gewicht zu belasten, da es ihre vielschichtigen Lesemöglichkeiten hätte einschränken können. Weil es mir aber bei dieser Bildergruppe gerade um Fragen von Grenzen ging, dachte ich: Es ist nicht nur ok dieses Risiko einzugehen, es ist Wert dieses Risiko einzugehen.“

Wolfgang Tillmans über seine politischen Plakate, Interview mit Caroline Busta, 12. Oktober 2017:

 

Wolfgang Tillmans, Pro-EU / anti-Brexit campaign, 2016, Bundestagswahl-Kampagne, 2017, Protect the European Union against nationalism, 2017. Courtesy the artist. Photo: Ivo Corrà

Raul Walch

*1980 in Frankfurt/Main (DE),
lives in Berlin (DE)

 

Auch Raul Walch setzt seine künstlerische Arbeit in einem politischaktivistischen Kontext ein: Oft entstehen seine Arbeiten im öffentlichen Raum, in partizipativen Aktionen. Der Übergang von Aktivismus und Kunstproduktion ist fließend: So ist Raul Walch auch Mitbegründer der Bewegung „die Vielen“, in der (deutsche) Kultureinrichtungen unter anderem gemeinsam erklären, sich „gegen rechte Strategien“ und für die „Freiheit der Kunst“ einzusetzen. Die goldene Rettungsdecke, die „die Vielen“ in verschiedenen Demonstrationen und Aktionen als verbindendes formales Element verwenden. Auch die Buttons, die an der Kasse vom Kunsthaus ausliegen sind aus Stücken der Rettungsfolien gemacht und symbolisieren Solidarität für Menschen in Not und stehen für „ein glänzendes Leben für alle.“

Für die Ausstellung entwickelt Raul Walch außerdem ein Mobile aus diversen Materialien und Gegenständen, die die verschiedensten Menschen in der Passerstadt verloren oder vergessen haben und die im Fundbüro gelagert wurden. Als Zeugen temporärer, unbekannter oder fremder Präsenzen verarbeitet Walch die Objekte zu einem fragilen, beweglichen Mobile, das zum Nachdenken über das hauchzarte und oft brüchige Gleichgewicht der sozialen Gerechtigkeit anregt.

 

 

Raul Walch, Ain`t no Mountain High Enough, 2020. Courtesy the artist. Courtesy the artist. Photo: Ivo Corrà

Francesca Grilli

*1978 in Bologna (IT),
lives in Bruxelles (BE)

 

Francesca Grilli setzt sich in mehreren Skulpturen und einer Performance mit der Thematik der zeitgenössischen Migration auseinander. Ähnlich wie die Objekte in Walchs Mobile, bezeugen ihre Skulpturen eine flüchtige menschliche Präsenz: Gegenstände wie ein Stück Seife, eine Zahnbürste, Unterwäsche oder Trainingsanzüge, die normalerweise durch den Gebrauch konsumiert oder abgenutzt werden, sind als Bronzeskulpturen für immer festgehalten. Es sind Gegenstände, die Geflüchteten bei ihrer Ankunft als Erstes zur Verfügung gestellt werden – Gegenstände, die eine Basis bilden für den Übergang von der früheren Identität zur Anpassung an neue gesellschaftliche Strukturen.

Francesca Grilli, Suit, Pants, Soap, 2018. Courtesy the artist & Galleria Umberto Di Marino, Napoli. Photo: Ivo Corrà

Gernot Wieland

*1968 in Horn (AT),
lives in Berlin (DE)

 

Das Poetische, oft Tragisch-Komische charakterisiert auch die Arbeiten von Gernot Wieland. Ausgehend von biografischen und historischen, wahren und fiktiven Ereignissen setzt sich Wieland mit dem persönlichen und kollektiven Gedächtnis und den verdrängten Erinnerungen auseinander. Das Modell Proposal for a 22 Meters high Concrete Sculpturein Public Space (2020) beschreibt einen Vorschlag für eine monumentale Skulptur, die in Betonbuchstaben die Wörter „Deutscher Humor“ in den öffentlichen Raum schreibt. Wielands Modell zeigt das komplexe Verhältnis von Ressentiment und Humor – wo das eine den anderen auslösen, aber auch, auch wie etwa das Ressentiment zur Inspiration für Humor werden kann.

 

 

 

Gernot Wieland, Proposal for a 22 Meters high Concrete Sculpture in Public Space, 2020. Courtesy the artist. Photo: Ivo Corrà

Riccardo Previdi

*1974 in Milan,
lives in Merano (IT)

 

Riccardo Previdi untersucht in seiner Arbeit Tavolo das Konzept der Herkunft anhand der Nationalflaggen von Staaten, die in einem Spannungsverhältnis zu einander stehen oder standen, indem er die jeweiligen Flaggendesigns sich überlappend auf Tischflächen drucken lässt. Durch die verfremdeten Farben und Symbolwerte wird die Wertigkeit der Flaggen auf eine rein formale Ergänzung der Tische reduziert, die wiederum einen Ort der Begegnung, des Dialoges und der Verhandlung symbolisieren. Ein Ort, der nur mit kontinuierlicher und sensibler Pflege, das tatsächliche Veständigung erreichen kann – ähnlich wie der Blumenschmuck auf den Tischen, dessen Zusammenstellung und tägliche Pflege der Künstler den beiden Rezeption- Mitarbeiterinnen des Kunsthauses übertragen hat.

In verstörendem Widerspruch dazu steht die an die Wand gesprühte Schrift „LALALALALALA“, die an die trotzige Geste desjenigen erinnert, der nicht hinhören will und das Gesagte mit seinem eigenen, lauten Nonsense übertönen möchte.

WATCH THE VIDEO: Riccardo Previdi für Ressentiment / Risentimento

RiccardoPrevidi, Tavolo (Italia, Österreich), 2017, Tavolo (France, Deutschland), 2017,Tavolo (Россия, Україна), 2017, LALALALALALA, 2020. Courtesy the artist & Galleria Francesca Minini, Milano. Photo: Ivo Corrà

2. Stock der Ausstellung

Künstler*innen: Monika Sosonowska, Barbara Tavella, Klara Lidén, Christian Niccoli

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3. Stock der Ausstellung

Künstler*innen: Liesl Raff, Barbara Tavella, Massimo Grimaldi, Beatrice Volpi

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Ressentiment / Risentimento: Video

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