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Typoésien. Heinz Waibl – Siegfried Höllrigl

Eröffnung: 24.02.2023, 19:00 Uhr
Dauer: 25.02 - 04.06.2023
Künstler*innen: Heinz Waibl – Siegfried Höllrigl
Kurator*innen: Andrea Muheim, Kuno Prey, Ursula Schnitzer, Lioba Wackernell

Typoésie, ist eine aus dem Französischen stammende Wortverschmelzung aus Typographie und Poesie und benennt die Praxis der Schriftgestaltung, wobei es um Harmonie, Treffsicherheit, Ausgewogenheit und weitere ästhetische Gesichtspunkte geht. Heinz Waibl (1931-2020) und Siegfried Höllrigl (1943) sind in dieser Praxis zu Hause, sie waren Freunde und sind mit Meran eng verbunden.

Kunst Meran widmet Heinz Waibl und Siegfried Höllrigl 2023 deshalb eine Doppelausstellung: es ist die erste posthume Retrospektive für Heinz Waibl und für Siegfried Höllrigl die bisher umfassendste. Dieser begeht im August 2023 seinen 80. Geburtstag.

In Fortsetzung der umfangreichen Recherchen über alpines Produktdesign 2019 (Design from the Alps, Kunst Meran) richtet Kunst Meran mit diesem Projekt einen Fokus auf Druckdesign.

Beziehungen zu schaffen, ist das Ziel aller Typographie. Diese prägnante Formulierung von Kurt Schwitters beschreibt auch, was Heinz Waibl (1931-2020) und Siegfried Höllrigl (1943) mit ihren Drucken und Entwürfen gelingt. Egal ob Grafikdesign oder Handdruck, Gedrucktes sucht nach einer Beziehung zu den Benutzer*innen. Die Form, die Waibl und Höllrigl ihren Entwürfen und Drucken geben, ist einprägsam und schlicht. Dass Kunst Meran das Werk der beiden Schriftkünstler in einer Doppelausstellung miteinander verschränkt und in einer Publikation darstellt, erfolgt aufgrund ihrer großen Begabung im Umgang mit Schrift und dem Bewusstsein, dass Ihre Werke im internationalen Kontext zu den besten ihrer Art gehören.

Obwohl ihr beruflicher Werdegang völlig konträr verlaufen ist, kamen sie ab 1995 öfters zusammen. Heinz Waibl kam aus der analog-handwerklichen Tradition der Bauhaus-Ästhetik und erster Erfahrungen bei seinem Schweizer Lehrer, dem Grafikdesigner Max Huber, in die digitale Kommunikations-und Marketingwelt der Designmetropolen Mailand und Chicago. Siegfried Höllrigl hingegen eröffnet seine Werkstatt für Literatur, Typographie und Graphik als digitale Techniken in den Druckereien den Handsatz verschwinden ließen. Höllrigl erwarb eine ausgemusterte Handdruckpresse und macht sich inzwischen seit Jahrzehnten mit hochwertigen Handdrucken international einen Namen.
Mailand und Meran könnten als Städte nicht unterschiedlicher sein, jedoch schufen Waibl und Höllrigl in ihren Ateliers über viele Jahre Kompositionen herausragende Qualität. Von Zeit zu Zeit trafen sich die beiden in Meran und experimentierten in Höllrigls Offizin S. verschiedene Handrucktechniken. Kunst Meran erzählt in dieser Ausstellung nun über die beiden, zeigt eine Auswahl ihrer besten Arbeiten und rückt damit Typographie und Grafik in den Fokus. Beide Werke zeigen eindrücklich, dass gute Typographie nicht nach dem sucht, was möglich ist, sondern nach dem fragt, was nötig ist (Kurt Weidemann). Eine Tugend, die in der gegenwärtigen Flut grafischer und kommunikationstechnischer Möglichkeiten manchmal verloren gegangen scheint.

Siegfried Höllrigl, Spiegelungen, 2000-2022. Heinz Waibl, font Program, 1965. Unveröffentlichtes Alphabet in Zusammenarbeit mit Max Huber Foto: Hartmut Nägele

Installation

Eröffnung

Werke

Siegfried Höllrigl, 2016, Titel mit Holz- und Bleischrift für eine bibliophile Ausgabe des Künstlers Sergio Pedrocchi Courtesy Siegfried Höllrigl Heinz Waibl, Plakat "Segno, Alfabeto, Scritture, Linguaggi", 1998 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera)
Siegfried Höllrigl, Komposition aus Holzlettern für den Katalog der Offizin S., 1993 Courtesy Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Vorlass Siegfried Höllrigl Heinz Waibl, Font "program" für umfassendes digitales Lettering, 1965 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera)
Foto des jungen Heinz Waibl vor seinem Plakat "La radio arriva dovunque", Padiglione RAI, Fiera di Milano, 1959 (Fotograf unbekannt) Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera) Siegfried Höllrigl, 2003, Zur "Lehrveranstaltung Theorie und Praxis des Buchdrucks" am Institut für Germanistik der Universität Innsbruck, 1996 Courtesy Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Vorlass Siegfried Höllrigl
Heinz Waibl, corporate design für "Levy’s", 1969 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera) Siegfried Höllrigl vor der Werkstatt Offizin S. in der Hallergasse, 1992 Foto Isolde Tappeiner Courtesy Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Vorlass Siegfried Höllrigl
Heinz Waibl, Logo "AMA", 1969 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera) Siegfried Höllrigl, "Unsere Zeit: das sind wir", Osterkarte 2022 mit Alexandros Zöhrer mit Bezug auf einen Text von Gunter Groll (SZ, 3./4. August 1974) Courtesy Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Vorlass Siegfried Höllrigl
Foto aus der Offizin S. an einem Werkstattsonntag, mit Abi Shek am 10.11.2003 Courtesy Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Vorlass Siegfried Höllrigl Heinz Waibl, Logo für die Zeitschrift "Pagina", herausgegeben von Bruno Alfieri, 1961 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera)
Heinz Waibl, Logo und corporate design für die Sendung "TeleMike" mit Mike Bongiorno, 1987 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera) Siegfried Höllrigl, aus der Mappe "Ein Satz pro Werktag" aus "Phantasien der Wiederholung" von Peter Handke, 1999 Courtesy Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Vorlass Siegfried Höllrigl
Heinz Waibl, Siegfried Höllrigl, gemeinsame Arbeit TYPOÉSIEN, sieben Passerblätter, 1997-2001, Foto Brigitte Widner Courtesy Siegfried Höllrigl
Siegfried Höllrigl am Handsatz, 1981, Foto Roland Erardi Courtesy Siegfried Höllrigl Heinz Waibl in Mailand 1962 Courtesy collezione m.a.x. museo, Chiasso (Svizzera)