Franz Wanner - Eingestellte Gegenwarten. Bilder einer Ausbeutung
Dauer: 25.10.2025 - 18.01.2026
Künstler: Franz Wanner
Kurator*innen: Kristina Kreutzwald, Martina Oberprantacher
In der Ausstellung Eingestellte Gegenwarten. Bilder einer Ausbeutung setzt sich Franz Wanner mit einem verdrängten Kapitel deutscher Geschichte auseinander: der nationalsozialistischen Zwangsarbeit, ihrer systematischen Verankerung im NS-Staat und ihren bis heute spürbaren gesellschaftlichen und ökonomischen Nachwirkungen.
Ausgangspunkt ist ein scheinbar unscheinbares Objekt – eine improvisierte Schutzbrille aus Plexiglas, gefunden im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und von Wanner im Jahr 2022 fotografiert. Die Brille wurde vermutlich aus Materialresten der NS-Rüstungsindustrie gefertigt und diente dem körperlichen Schutz einer unbekannten zwangsarbeitenden Person – ein Akt des Widerstands, trotz Verbot. Dieses Objekt wird zur Metapher für Überlebenswillen und Selbstermächtigung unter gewaltvollen Bedingungen – und zugleich für das kollektive Vergessen nach 1945.
Wanners künstlerische Praxis basiert auf der Sichtbarmachung vernachlässigter Quellen und verbindet dokumentarische Recherche mit fiktionalen Ebenen zu komplexen visuellen Narrativen. Fotografien, Texte, Videos und Objekte eröffnen mehrdimensionale Perspektiven auf die Verflechtungen von Geschichte und Gegenwart. Sie verdeutlichen, wie tief Ausbeutungsstrukturen in industrielle, politische und soziale Kontexte eingebettet waren, wie sie bis heute nachwirken – und dass die NS-Zwangsarbeit ein gesamtgesellschaftliches Phänomen war, von dem große Teile der Bevölkerung profitierten, die Erinnerung daran aber vielfach verdrängt wurde.
Die Ausstellung Eingestellte Gegenwarten. Bilder einer Ausbeutung ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in Italien und wurde in Zusammenarbeit mit dem Lenbachhaus München und dem KINDL in Berlin realisiert.
Parallel dazu ist die Ausstellung "AlpiTypes" im Kunsthaus zu sehen.