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2000–2006 Neue Architektur in Südtirol

Eröffnung: 03.02.2006
Dauer: 04.02.2006 - 17.04.2007
kuratiert von: Bettina Schlorhaufer

Die Südtiroler Architekturszene nahm in den vergangenen 15 Jahren einen enormen Aufschwung: In allen Landesteilen wurden höchst sehenswerte Projekte realisiert und die gelösten Bauaufgaben reichen vom Fernheizwerk, verschiedenen Unterrichtseinrichtungen bis hin zu Museen, Verkehrsbauten, Wohn- und Geschäftshäusern. Alle Projekte eint das Anliegen, eine an die landschaftliche Situation Südtirols angepasste Architektur zu schaffen, weshalb den Architekten nicht nur zeitgemäße Lösungen abverlangt werden, sondern auch eine intensive Auseinandersetzung mit der gewachsenen Bau- und Lebenskultur. In der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol befindet sich auch eine Vielzahl historisch wertvoller Baudenkmäler, die sowohl einer angemessenen Denkmalpflege bedürfen als auch manchmal neue Funktionen übernehmen sollen. In solchen Fällen sehen sich Architekten bei der Entwicklung ihrer Gestaltungsvorschläge damit konfrontiert, sich mit dem historischen Kontext auseinander setzen zu müssen. In diesem Zusammenhang stellen Sanierungs- und Revitalisierungsvorhaben an den rationalistischen Bauten aus der faschistischen Ära Italiens besonders verantwortungsvoll zu lösende Bauaufgaben dar.

Lange Zeit fand die kreative Südtiroler Bauszene überregional zu wenig Beachtung. Der internationale Preis für „Neues Bauen in den Alpen“ von Sexten Kultur rückte das Thema des Bauens im Gebirge erstmals in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und lenkte damit auch die Aufmerksamkeit auf die neuen Bauten in der Region südlich des Brenners. Um die Vielfalt der Architektur-Landschaft Südtirol in einer geschlossenen Form zu präsentieren, nahmen sich der Südtiroler Künstlerbund und kunst Meran anlässlich der Jubiläen „60 Jahre Südtiroler Künstlerbund“ und „10 Jahre kunst Meran“ vor, ein gemeinsames Ausstellungs- und Buchprojekt zu initiieren, bei dem das breite Spektrum des aktuellen Südtiroler Baugeschehens umfassend dokumentiert wird. Für das gemeinsame Vorhaben wurde der Titel „2000–2006 Neue Architektur in Südtirol“ gewählt. Eine international besetzte Jury (Joseph Grima/Domus, Mailand; Roman Hollenstein/NZZ, Zürich; Hanno Schlögl/Architekt, Innsbruck, und der Kuratorin des Gesamtprojekts Bettina Schlorhaufer/Kunsthistorikerin, Innsbruck) wählte aus mehr als 300 nominierten Bauten 45 Architekturprojekte aus allen Landesteilen aus, die für eine Ausstellung und eine Buchpublikation aufbereitet wurden.

Die optische Gestaltung von Ausstellung und Buch erfolgt unter wesentlicher Mitwirkung von Fotograf Robert Fleischanderl aus Innsbruck. Seine fotografische Aufbereitung der Architekturprojekte erfolgt vor dem Hintergrund, dass kunst Meran und der Südtiroler Künstlerbund mit der Ausstellung und dem Buch das Ziel verfolgen, das regionale Architekturgeschehen sowohl im landschaftlichen Kontext als auch in für Nicht-Architekten verständlicher Form darzubieten.

Die gleichnamige Publikation zur Ausstellung erscheint im Springer Verlag (Wien-New York, ISBN: 3-211-29954-8, Preis: 39,95 €) und enthält im theoretischen Teil Textbeiträge von Bettina Schlorhaufer, Joseph Grima, Roman Hollenstein und Walter Zschokke. In einem zweiten Teil werden die einzelnen Architekturprojekte jeweils anhand eines Kurztextes, Plänen sowie Fotos von Robert Fleischanderl dokumentiert. Darüber hinaus werden manche von ihnen von einer künstlerischen Intervention Robert Fleischanderls, bestehend aus einem Porträtfoto eines „Architekturnutzers“ und einem „Bonsai-Interview“, vorgestellt.

Ausstellung und Publikation richten sich an ein internationales Publikum, weshalb sie deutsche, italienische und englische Texte enthalten. Die Ausstellung wurde als Wanderausstellung konzipiert.

 

Bettina Schlorhaufer, zuletzt als Kuratorin der Ausstellung und des Buches „Gion A. Caminada – Cul zuffel e l’aura dado“ im Auftrag von kunst Meran tätig, studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Innsbruck und absolvierte ein Post-doc-Studium am Institut Supérieur de Management Culturel in Paris. Sie ist Verfasserin von Büchern und Artikeln, z. B. in architektur.aktuell (Springer Verlag, Wien-New York), bearbeitet aufgrund ihrer Verbundenheit mit zeitgenössischer Musik von Zeit zu Zeit Projekte im Grenzbereich zwischen bildender Kunst, Architektur und zeitgenössischer E-Musik (u. a. in Zusammenarbeit mit Philip Glass, den sie zur Komposition des „Tirol Concerto for Piano and Orchestra“, aufgeführt von Dennis Russell Davies mit dem Stuttgarter Kammerorchester

animierte bzw. dem Festival Klangspuren, dessen Aufbaujahre sie als Pressesprecherin begleitet hat) und fungiert als Kuratorin der Städtischen Galerie im Rabalderhaus in Schwaz, Tirol.

Ihre wissenschaftlichen Interessen gelten im Bereich der Baugeschichte Persönlichkeiten wie Franz Baumann, über den sie bereits mehrere Arbeiten veröffentlich hat, sowie dem Bauen in den Alpen, wo sie sich im Besonderen mit der aktuellen bzw. unmittelbar bevorstehenden urbanistischen Entwicklung der Gebirgsregionen und der rasanten Veränderung der Landschaft beschäftigt.

 

Robert Fleischanderl (Jg. 1967) lebt und arbeitet als freier Fotograf und Künstler in Innsbruck. Er studierte Chemie an der Universität Innsbruck, machte 1996 in der Folge auf sein Diplom in Chemie ein Praktikum bei Magnum Photos, New York, bzw. assistierte bei Erich Hartmann, ebenfalls Magnum Photos, New York. 1997 Abschluss mit dem Master of Art, Image & Communications, Goldsmiths College, University of London. Ausstellungen, u. a.: 2000: „Fourteen People“, Galerie im Taxispalais, Innsbruck; 2001: „WegZiehen“, Frauen Museum, Bonn; 2004: „Guschlbauer weiche Kokosbusserl“, Alte Schmiede, Wien; 2005: “unrealities”, Fotoforum West, Innsbruck. Zahlreiche Publikationen, u. a.: 2000: „Fourteen People“, Weidle Verlag, Bonn, Deutschland; 2000: Katalog „Familie Foto Familie“, Ethnographisches Museum Schloss Kittsee, Burgenland; 2003: „Guschlbauer weiche Kokosbusserl“, Skarabaeus Verlag, Innsbruck.

 

Mehrzweckhaus am Bühel, Mahlknecht & Mutschlechner, St. Jakob/Ahrntal
Messner Mountain Museum, Arnold Gapp, Sulden

Installation