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Oswald Oberhuber

Eröffnung: 27.05.2003
Dauer: 28.05 - 31.08.2003
Künstler*innen: Oswald Oberhuber
kuratiert von: Andreas Hapkemeyer

Wider die Langeweile der Wiederholung

Der 1931 in Meran geborene Oswald Oberhuber hat nicht nur als Künstler im engeren Sinn gewirkt, sondern war auch Lehrer, Galerist und Kulturpolitiker. Sein Werk ist von früh an von einer Vielfalt gekennzeichnet wie sie bei kaum einem anderen Künstler anzutreffen ist. Oberhuber selbst hat ab 1956 das ihn leitende Prinzip als „permanente Veränderung“ bezeichnet.

Oberhuber hat sich mit neuen Ideen nur solange beschäftigt wie sie für ihn neu und frisch waren. Seine größte Befürchtung war (und ist) wohl die Langeweile der Wiederholung –  und sei sie noch so professionell und dienlich im Sinne eines Markenzeichens. Aufgrund seiner speziellen Kunstauffassung überschneidet sich Oberhubers Werk immer wieder mit demjenigen anderer Künstler, aber es bleibt bei flüchtigen Berührungen, da sich Oberhuber bei keiner Tendenz länger aufhält.

Schon um 1950 ist er ein eigenständiger Vertreter des Informel, das sich in den folgenden Jahren zur Weltsprache mit Schwerpunkten in New York und Paris entwickelt. Er schafft eine Reihe außergewöhnlicher Skulpturen, die von der für die informelle Malerei bezeichnenden Auflösung von Gegenstand und Form charakterisiert sind.

Mitte der 50er Jahre, als das Informel international seinen Höhepunkt erlebt, beginnt Oberhuber –  parallel zu den Anfängen der neuen Figuration in der Gegenwartsmalerei –  realistisch zu arbeiten. Um 1960 nehmen seine Werke Züge an, die eine Verbindung zur sich gerade durchsetzenden Pop-Art herstellen lassen.

Seit den 60er Jahren setzt sich Oberhuber intensiv mit den Möglichkeiten einer utopisch begriffenen Architektur auseinander. Er ist damit zweifellos einer der Künstler, die am frühesten jene Verbindung zwischen Kunst und Gebrauchsobjekt auszuloten versuchen, welche für die Situation in der heutigen Kunst so bezeichnend ist.

Bei aller Vielfalt in seinem Werk gibt es –  außer dem Moment der permanenten Veränderung –  zumindest zwei Konstanten. Die eine ist die Zeichnung, die für Oberhuber immer eine eminente Rolle gespielt hat. Zeichnungen begleiten alle seine stilistischen Veränderungen: immer zeichnet sie eine besondere Leichtigkeit und Flüssigkeit der Linie aus, die Oberhuber als einen Meister der modernen Zeichnung ausweist. Aufgrund ihrer Flexibilität mag man sie auch als Ausdruck von Oberhubers Aversion gegen jede Form der Verfestigung sehen.

Die zweite Konstante sind die Schriftbilder, die Oberhubers Werk seit den 50er Jahren begleiten. Manchmal ist dabei die Schrift –  Wort, Satz, Buchstabe, Zahl – bloß ein Vorwand für formale Gestaltung; in anderen Fällen bezieht Oberhuber bewusst die inhaltliche Dimension des Wortes ein.

Was hier in Meran vorgestellt wird, ist ein kleiner Einblick in das unglaublich vielseitige und umfangreiche Schaffen eines Künstlers, den man am besten mit einem Zehnkämpfer vergleicht: er nimmt in der österreichischen und europäischen Kunst einen festen Platz ein.