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FRIDA KAHLO & NICKOLAS MURAY

Eröffnung: 01.07.2006
Dauer: 02.07 - 27.08.2006
kuratiert von: Valerio Dehò

kunst Meran präsentiert in seiner diesjährigen Fotoausstellung eine photographische und kunsthistorische Sensation: die zumeist farbigen Kahlo-Portraits des New Yorker Photographen Nickolas Muray, der in den 30er und 40er Jahren Frida Kahlos Liebhaber und Vertrauter war.

Nickolas Muray, 1892 in Ungarn geboren, gestorben 1965 in New York, eröffnete 1921 seine eigenes Potostudio in Greenwich Village und wurde bald für seine Prominentenportraits bekannt. Bereits 1931 lernte er in Mexiko Frida Kahlo kennen und begann eine leidenschaftliche Affäre mit ihr. Als Kahlo 1938 anläßlich ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Julian Levy nach New York reiste, loderte die nie ganz zum Stillstand gekommene Leidenschaft wieder auf. Das ist der ersten großen Serie von sorgfältig-liebevollen Farbportraits, die bei dieser Gelegenheit entstanden, deutlich anzusehen. Muray, der früh mit farbphotographischen Verfahren experitmentiert hatte, hätte sich kaum ein farbenprächtigeres Modell wünschen können und Kahlo sich keinen besseren und hingebungsvolleren Photographen.

Frida Kahlo, die ihr Selbstbildnis zum wesentlichen Thema ihrer existentiellen Malerei gemacht hat, inszeniert sich vor Murays Kamera ebenso virtuos wie in ihren eigenen Gemälden - in mexikanisch-folkloristischen Trachten, mit aufwendigem Schmuck, blumenbesteckten Haararrangements und sorgfältigstem Make-up. Die Aufnahmen, die bei diesem Gemeinschaftsprojekt entstanden sind, und die dieses Buch erstmals versammelt, können fast als Performancebilder gelesen werden. Darüber hinaus sind sie Meilensteine in der Geschichte der frühen Farbphotographie. Sie umkreisen Frida Kahlos ausgeprägtes Ego in weiten, aber immer populären Bögen, zeigen sie als mexikanische Bäuerin, kleiden sie im Kostüm einer großen Opern- oder Filmdiva, sparen nicht mit dem Pathos einer sozialrevolutionären Aktivistin oder einer „Mutter des Volkes“. Und natürlich zeigen sie uns auch immer wieder Frida Kahlo als Malerin und als große Stilistin ihres eigenen von Krankheit tragisch geschundenen Körpers.

Das photographische Gemeinschaftsprojekt von Muray und Kahlo erbrachte einen Bilderschatz, der nach über 60 Jahren erstmals 2004 bei Schirmer/Mosel in München gezeigt wurde und einen Meilenstein in der Geschichte der frühen

Farbphotographie darstellt. Der Fotoband, ebenfalls von Schirmer/Mosel herausgegeben, versammelt die weitestgehend unpublizierten Bilder erstmals in ihrer Gesamtheit.

Der amerikanische Kahlo-Spezialist Salomon Grimberg hat einen Essay über die leidenschaftliche Affäre der beiden Künstler verfasst, der – soweit erhalten – den Briefwechsel zwischen Muray und Kahlo miteinbezieht.

Der seltene Fall einer großen Malerin, die aus ihrem durch Unfall und Krankheit verkrüppelten Körper als Photomodell in strahlender Schönheit aufersteht – fast können die Bilder als Performance-Photos gelesen werden -, ist in 56 Farb- und Duotone-Tafeln ausgebreitet. Ein illustrierter Index versammelt das übrige Material.

Salomon Grimbergs Studie über die Zusammenarbeit der Malerin mit Nickolas Muray ist ein bedeutender Beitrag zur Kahlo-Forschung der letzten Jahre.